Zitat des Monats Dezember 2019

Aus Liebe zur Handlung

»Nur wenn ich meiner Liebe zu dem Objekt folge, dann bin ich es selbst, der handelt. […] Ich erkenne kein äußeres Prinzip meines Handelns an, weil ich in mir selbst den Grund des Handelns, die Liebe zur Handlung gefunden habe. Ich prüfe nicht verstandesmäßig, ob meine Handlung gut oder böse ist; ich vollziehe sie, weil ich sie liebe. Sie wird ›gut‹, wenn meine in Liebe getauchte Intuition in der rechten Art in dem intuitiv zu erlebenden Weltzusammenhang drinnensteht; »böse«, wenn das nicht der Fall ist. Ich frage mich auch nicht: wie würde ein anderer Mensch in meinem Falle handeln? – sondern ich handle, wie ich, diese besondere Individualität, zu wollen mich veranlasst sehe. Nicht das allgemein Übliche, die allgemeine Sitte, eine allgemein-menschliche Maxime, eine sittliche Norm leitet mich in unmittelbarer Art, sondern meine Liebe zur Tat.«
Rudolf Steiner, ›Die Philosophie der Freiheit‹ (GA 4), Dornach 1995, S. 162.

»Draußen hinter den Ideen von rechtem und falschem Tun liegt ein Acker. Wir treffen uns dort. Das ist die ganze Aufgabe. Aber um sie zu erledigen, bedarf es zweier Voraussetzungen. Erstens man muss sich treffen wollen. Und zweitens muss man den Acker tatsächlich bearbeiten.«
Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī, persischer Sufi-Mystiker des 13. Jahrhunderts
(zitiert nach Kofi Annan, ›Brücken in die Zukunft. Ein Manifest für den Dialog der Kulturen‹, Frankfurt a.M. 2001.

Vgl. meine Artikel
Wie kommt Neues in die Welt? Von der Ressourcenverwaltung zur Zukunftsgestaltung – Teil I
Aus Liebe zur Handlung. Von der Ressourcenverwaltung zur Zukunftsgestaltung – Teil II

Die Goetheanumbauten in ihrem Gelände – ein Gesamtkunstwerk in Raum und Zeit
Vorträge mit Lichtbildern
Berlin: Samstag, 18. Januar 2020, 16-19.30 Uhr

Rudolf Steiner Haus Berlin, Bernadottestr. 90/92 (U-Bahn U3 Podbielskiallee)

Nach dem Scheitern der Pläne für den Johannesbau in München 1912 entstand eine neue Situation: Es galt umzuplanen für einen Standort an exponierter Stelle in der freien Jura-Landschaft oberhalb Dornachs. Nun ging es nicht mehr nur um die Gestaltung eines Innenraums, sondern auch um das Ergreifen der Umgebung. In das für das Erste Goetheanum ab 1913 gestaltete Gelände wurde nach dem Brand in der Sylvesternacht 1922 das Zweite Goetheanum errichtet, dessen Gestaltung Rudolf Steiner mit einem Entwurf für die Außenformen begann. Trotz dieser Brüche ist noch heute ein Gesamtkunstwerk erfahrbar.

Weitere Themen hier.

Vergangene Vorträge hier.

Zitat des Monats Mai 2019

»Ich heiße Greta Thunberg, ich bin 16 Jahre alt und komme aus Schweden. Und ich möchte, dass Sie in Panik geraten. Ich möchte, dass Sie sich so verhalten, als würde ihr Haus brennen. (…)

Wir befinden uns mitten in der sechsten Massenausrottung, und die Ausrottungsrate ist 10.000 mal schneller als es normal wäre. Bis zu 200 Arten werden jeden Tag ausgerottet. Die Erosion von fruchtbarem Humusboden, die Vernichtung unserer großartigen Wälder, toxische Luftverschmutzung, der Verlust von Insekten und wildlebenden Tieren, die Versauerung unserer Weltmeere: Das sind alles katastrophale Trends, die beschleunigt werden durch einen Lebensstil, den wir hier in unserem finanziell gut gestellten Teil der Welt einfach weiter führen.
Aber kaum jemand weiß von diesen Katastrophen oder versteht, dass dies nur wenige erste Symptome sind eines Klima- und ökologischen Bruchs und Niedergangs. Wie könnten sie es auch wissen; niemand hat ihnen davon in der richtigen Art und Weise erzählt. (…)

Unser Haus ist dabei zusammenzubrechen. Die Zukunft, und auch das, was wir in der Vergangenheit erreicht haben, liegt wirklich wörtlich in ihren Händen. Und es ist noch nicht zu spät, etwas zu tun. Da muss man weitgreifende Visionen haben, da muss man Mut haben. Da muss man auch wild entschlossen sein, jetzt etwas zu tun, um die Grundlagen zu legen, das Fundament zu schaffen, auch wenn wir noch nicht wissen, wie die Decke aussehen soll in allen Details. Da muss man wirklich Kathedrale denken. Und ich fordere sie auf, jetzt zu erwachen und die erforderlichen Veränderungen möglich zu machen. Ihr Bestes zu tun, reicht nicht mehr. Wir müssen alle das anscheinend Unmögliche tun. Ja, es ist auch okay, wenn sie mir nicht zuhören wollen. Ich bin, wie gesagt, nur eine 16jährige Schülerin aus Schweden. Aber sie können die Wissenschaft nicht einfach ignorieren oder die Wissenschaftler oder die Millionen von Kindern, die ihren Schulstreik durchführen, weil sie ein Recht auf Zukunft wollen. Ich appelliere wirklich an sie, hier nicht zu scheitern.«

Greta Thunberg in ihrer Rede am 16. April 2019 vor dem Europa-Parlament; Originalfassung bzw. deutsche Übersetzung

Siehe auch das Buch »Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima«, von Greta & Svante Thunberg, Beata & Malena Ernman, Frankfurt 2019

Vgl. meinen Artikel Die Mitte – »Frucht und Keim zugleich«. Oder: Nur aus der Ohnmacht kommt Neues in die Welt

»Ordnung gegen Chaos«: Eva Hesses Zeichnungen

im Museum Wiesbaden, bis 23. Juni 2019
Stephan Stockmar

»Die Übersetzung oder Übertragung der Zeichnungen in einen größeren Maßstab und in die Malerei fand ich immer langweilig. Es hatte nichts Selbstverständliches, und ich dachte darüber nach, wie ich Zeichnung auf andere Weise übertragen könnte. Darum fing ich an Reliefs zu machen und an der Linie zu arbeiten – indem ich auf Schnüre und Kordeln zurückgriff […]. Ich übersetzte buchstäblich die Linie.«- Eva Hesse im Gespräch mit Cindy Nemser, 1970(1)

Das Werk der deutsch-amerikanischen Künstlerin Eva Hesse, im wesentlichen ab 1960 bis zu ihrem frühen Tod 1970, erst 34jährig, entstanden, wirkt erstaunlich gegenwärtig. Sie hat sich künstlerisch entwickelt, als in den USA die Minimal Art als Gegenbewegung zum Abstrakten Expressionismus entstand. Mit wichtigen Vertretern dieser neuen Richtung wie Sol LeWitt, Donald Judd, Carl Andre und Dan Flavin war sie teils eng befreundet; der wie ihre Familie aus Deutschland geflohene Bauhäusler Josef Albers war einer ihrer Lehrer. Doch hat sie bald ihren ganz eigenen Weg gefunden, der sich auch in ihren Zeichnungen widerspiegelt, die jetzt im Zentrum der von Jörg Daur verantwortlich kuratierten Wiesbadener Ausstellung stehen.(2) Die Leihgaben, zumeist aus dem Eva Hesse-Archiv des Allen Memorial Art Museum in Oberlin (Ohio, USA), werden ergänzt durch das beachtliche Ensemble von Gemälden, Skulpturen und auch Zeichnungen aus dem Besitz des Museum Wiesbaden selbst. Gezeigt wird das ganze Spektrum von frühen Studienblättern aus College-Zeiten bis hin zu Skizzen für konkrete Skulpturen.

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Die Goetheanumbauten in ihrem Gelände – ein Gesamtkunstwerk in Raum und Zeit

Vortrag mit Lichtbildern
Dr. Stephan Stockmar, Publizist, Biologe und Kulturwissenschaftler
Mitarbeiter am Forschungsprojekt zu Rudolf Steiners Gestaltung des Goetheanum-Geländes

Mittwoch, 12. Juni 2019, 20 Uhr, Rudolf Steiner Haus Frankfurt, Hügelstraße 67

Nach dem Scheitern der Pläne für den Johannesbau in München 1912 entstand eine neue Situation: Es galt umzuplanen für einen Standort an exponierter Stelle in der freien Jura-Landschaft oberhalb Dornachs. Nun ging es nicht mehr nur um die Gestaltung eines Innenraums, sondern auch um das Ergreifen der Umgebung. In das für das Erste Goetheanum ab 1913 gestaltete Gelände wurde nach dem Brand in der Sylvesternacht 1922 das Zweite Goetheanum errichtet, dessen Gestaltung Rudolf Steiner mit einem Entwurf für die Außenformen begann. Trotz dieser Brüche ist noch heute ein Gesamtkunstwerk erfahrbar.

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Heinz Demisch – Farbe und Imagination

Eine Ausstellung in Iserlohn, bis 14. April 2019
Villa Wessel

Stephan Stockmar

Heinz Demisch (1913-2000) ist als Autor bekannt geworden. Als einer der ersten hat er sich vor dem Hintergrund der Anthroposophie mit moderner Kunst beschäftigt, zunächst mit Franz Marc (1948), dann mit «Vision und Mythos in der modernen Kunst» (1959). Der Zeiten und Räume übergreifende Blick des langjährigen freien Mitarbeiters der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kommt in den Motiv-Monographien «Die Sphinx» (1977) und «Erhobene Hände» (1984) zum Tragen. Doch eigentlich war er selbst Maler. Nun ist sein zwischen 1932 und 1946 entstandenes Werk erstmals öffentlich ausgestellt, in der Villa Wessel in Iserlohn. In deren schönen Räumen werden seit 1991 regelmäßig Ausstellungen mit Werken der klassischen Moderne, des Informel und der zeitgenössischer Kunst gezeigt.

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