»Der Punkt bedarf keines Maßes, um alles in Gang zu halten, und dennoch, er beansprucht Raum. • Ist es aber möglich, ›maß-los‹ Raum in Anspruch zu nehmen? • Das ist ausschließlich im Geiste möglich.[…]
Ist nicht die Gegenwart – bar jeden Maßes – Teil des Universums? • Besäße die Gegenwart ein Maß – wären nicht Vergangenheit und Zukunft dadurch voneinander getrennt? Was wäre mit dem Leben, mit dem Wort, mit der Musik? • Ist nicht gerade diese ›Un-Dimension‹ Voraussetzung für alles Lebendige, so wie die ›Un-Dimension‹ des Punktes Voraussetzung der Geometrie ist? •
Ist der Geist grenzenlos? • Dank des Raumes gibt es physikalische Gesetze, und ich kann als Bildhauer tätig sein. • Welche Art von Raum ermöglicht Grenzen in der Welt des Geistes? […]
Ist es nicht zwischen dem ›nicht-mehr-Sein‹ und dem ›noch-nicht-Sein‹, wohin wir gestellt wurden? • Ist nicht die Kunst Folge eines Bedürfnisses – wunderschön und beschwerlich – das uns dahin bringt, zu versuchen, das zu tun, wozu wir uns nicht imstande glauben? • Ist nicht dieses Bedürfnis Beweis dafür, dass der Mensch seine Bestimmung als nicht determiniert erachtet?«
Eduardo Chillida, aus »Preguntas – Fragen«
Originalbeitrag als Faksimile mit Übersetzung in: ›Bauen – Wohnen – Denken. Martin Heidegger inspiriert Künstler‹, hrsg. Von Hans Wielens, Münster 1994
Siehe auch unten: Ausstellungshinweise