»Dein Hansen weilt am Meer, mit Luft u. Wasser verwachsen. – Ich liege dauernd am Abhang jener Düne u. Sand lagert sich über mich. In der einen Tasche wohnt eine alte Kröte u. wilde Bienen sammeln Honig in meinen Hut. Hände und Finger schlagen Wurzeln tief unten im Sande, die Zehen sind bereits doppelt so lang geworden u. werden bald emporwachsen zu großen Bäumen, welche dann in einer seltenen Farbe blühen. Wenn dann der Seewind die Blütenblätter zerstreut, entsteht eine seltsame Frucht, die jeder bewundert, aber niemand anzurühren sich traut.«
Aus: Brief von Emil Nolde an Hans Fehr, 23.8.1901
»Der bildende Künstler lebt mittels seiner Augen, er sieht und schaut mit unerbittlicher Schärfe in und durch die Natur hindurch, um dann, mit seinem eigenen Wesen vermischt, danach zu gestalten, sei es Naturhaftes oder Weltfernes, sei es Göttliches oder Menschliches – selbst das rein Phantastische irgendwie ist auch naturverbunden. Das Schönste im Leben fesselt ihn und auch das grausig Unheimliche.«
Aus: Emil Nolde: Das eigene Leben Bd. 3: Welt und Heimat. Die Südseereise, Köln 2002, S. 147
Beide Zitate sind dem Katalog Emil Nolde. Die Grotesken (Berlin 2017) entnommen. Die gleichnamige Ausstellung ist bis zum 8. Juli im Museum Wiesbaden zu sehen, vom 23. Juli-15. Oktober im Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See.