Der Garten der Avantgarde

Heinrich Kirchhoff: Ein Sammler von Jawlensky, Klee, Nolde …
Bis 25. Februar 2018 im Museum Wiesbaden

Die Sammlung wie der Garten dürfen keine Liebhaberei, sondern müssen Leidenschaft sein. »Du sollst keine fremden Götter neben mir haben«, ist das Leitmotiv meiner Sammlung wie meines Gartens.
Heinrich Kirchhoff an Emil Nolde, 1927

Im Museum Wiesbaden ist gerade ein Garten zu besichtigen – in Form einer Kunstsammlung. Jede Sammlung, die einer Leidenschaft folgt, hat den Charakter eines Gartens: Ein Mensch versammelt etwas um sich, seien es Bilder, Bücher, Pflanzen oder was auch immer, gibt diesem seine Ordnung und lebt damit. Heinrich Kirchhoff (1874-1934), dessen Sammlung eng mit der Geschichte des Museums verbunden ist, hat nicht nur intensiv mit seinen Bildern gelebt, sondern auch mit ihren Malern, und zwar in seinem paradiesischen Garten in der Wiesbadener Beethovenstraße. Ein Garten, in dem es das ganze Jahr über blühte, der tropische wie Wüstenpflanzen beherbergte, seltene Koniferen, einen Gingko-Baum, viele verschiedenen Iris-Arten und einen Steingarten. Der in einer Höhle entspringende kleiner Bach, in dem ein Aal schwamm, mündete in den Seerosenteich. Auch hatte es eine große Voliere mit exotischen Vögeln. Kleine Porzellanschilder machten aus dieser malerischen Anlage einen richtigen botanischen Garten.

Die Besprechung ist in der Wochenschrift »Das Goetheanum«, Heft 50-51/2017 erschienen.

Bewusstseinswandel durch die Blume

Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes

Städel Museum Frankfurt am Main, bis 14. Januar 2018

Die gemeinsam mit dem Kupferstichkabinett Berlin konzipierte Ausstellung gruppiert um das vielfältige Werk der 1647 in Frankfurt geborenen und 1717 in Amsterdam gestorbenen Künstlerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian Blumenbilder vom ausgehenden Mittelalter bis zur Romantik. In seinen einführenden Erläuterungen gab der Frankfurter Kurator Martin Sonnabend einen spannenden Überblick über die Entwicklung des Blumenbildes während dieses Zeitraumes von rund 400 Jahren. Es ist erstaunlich, welche Horizonte eine grafische Kabinettausstellung (mit immerhin über 150 Werken) zu einem zunächst etwas altbacken klingenden Genre eröffnen kann!

Besprechung hier, leicht gekürzt erschienen in die Drei 11/2017.

Brentanos Studio: Øya – 77 Bilder von Hannes Weigert

Goetheanum in Dornach/Schweiz, bis 7. Januar 2018, täglich 8-22 Uhr
(siehe auch Webseite von Hannes Weigert)

77 Bilder in vier dreireihigen Blöcken, direkt unter dem Gipfel des Westtreppenhauses im Dornacher Goetheanum, unterhalb des roten Fensters, im Dämmerlicht. 77 Bilder in (fast) gleichem Format. 77 Farbflächen, mal mehr, mal weniger differenziert. Verhaltene Grau-, Grün- und Rottöne dominieren. Manchmal kommt Weiß hinzu. Im Dämmerlicht des Treppenhauses wirken sie stumpf und transparent zugleich. Mal öffnen sie sich, mal verschließen sie sich – je nach den momentanen Lichtverhältnissen, aber auch je nach dem, wie ich gerade schaue.

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Das Lächeln des Teufels — René Magritte in der Frankfurter Schirn

bis 5. Juni, www.schirn.de

»Die Kunst des Malens ist eine Kunst des Denkens« – René Magritte

Die Bilder von René Magritte (1898-1967) sind kühl und wirken auf den ersten Blick höchst realistisch. Obwohl sie den Regeln der Perspektive zu folgen scheinen, lassen sie kein Erlebnis von Tiefe aufkommen; das verhindert schon die auf pure Oberflächengestaltung angelegte Malweise. So geht es auch nicht um Innerlichkeit oder Stimmungen, in die ich mich hineinleben kann. Was bleibt, sind Irritation, die nur denkend aufzulösen sind, und allein darin liegt die Transzendenz dieser Bilder: Ich lerne an ihnen etwas über mein Sehen und Vorstellen. Was ich auf dem Bild sehe, bleibt jedoch irritierend, und genau das macht Magrittes Kunst aus. „Das Lächeln des Teufels — René Magritte in der Frankfurter Schirn“ weiterlesen

Karl Ballmer: Kopf und Herz

bis 18. Juni 2017 im Barlach-Haus Hamburg, http://www.barlach-haus.de

Nach Aarau nun in Hamburg:

»Ballmers Figurenlandschaften wirken auf mich fremd und vertraut zugleich. Vor einem oft horizontal geschichteten Hintergrund von zurückhaltender Farbigkeit zeichnen sich vertikale Gestalten ab, die sich mehr oder weniger deutlich als menschliche Köpfe oder Figuren zu erkennen geben. Mal umrisshaft, sodass das Außen auch zum Innen wird, mal als eigenständige flächige Gebilde, die aus den Farbschichtungen wie auftauchen; mal einfach nebeneinander, mal in deutlicher Beziehung zueinander.«

Lesen Sie die ganze Besprechung hier: die Drei 10/2016 Ballmer