»Im Mittelpunkt dieses Plateaus wächst ein kleiner Granatapfelbaum. Saryasi sieht ihn als Erster. ›Großer Gott, schaut mal dort. Ob man es glaubt oder nicht, das kann nur der Welt letzter Granatapfelbaum sein. Kein anderer Granatapfelbaum wächst so hoch und so abgelegen am Ende der Welt.‹ Ja, das ist der letzte Granatapfelbaum, auf einer Bergspitze, wo unsere Welt endet und die Regionen Gottes beginnen. Ein Ort, der ein seltsam grenzenloses Gefühl von Abschluss und Neubeginn in einem hervorruft. Dieser Granatapfelbaum ist auf dem Boden zweier Königreiche gewachsen: dem Reich der Realität und dem reich der Träume.
Drei Kinder sind vor diesem elenden Tag geflohen. Sie haben einen Berg erklommen, der in eine andere Welt führt.«
Aus: Bachtyar Ali: Der letzte Granatapfel. Roman. Aus dem Kurdischen (Sorani) von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim, Unionsverlag Zürich 2016, TB 2017; 347 Seiten